Der Streit zwischen der Europäischen Kommission und Polen über den Vorrang des EU-Rechts in den Mitgliedstaaten wird den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel dominieren. Das Thema ist sehr hitzig und treibt voran bei dem, was eigentlich die Hauptaufgabe der Staats- und Regierungschefs sein sollte: Wie man mit der Energiekrise und der grünen Wende umgeht.
Der EU-Gipfel in Brüssel sollte der letzte Schliff für die Klimapolitik sein, die die EU auf dem Klimagipfel in Schottland in zwei Wochen (COP26) vorstellen wird.
EU-Beamte sagen jedoch, dass die Frage der Justiz und die Beziehung zwischen dem Europäischen Gerichtshof und den nationalen Gerichten verschiedener Länder so grundlegend seien, dass das Thema das Treffen dominieren werde. Es wird gesagt, dass dieser Konflikt genug Wucht hat, um die EU zu spalten.
Zweiseitige Überzeugung
Unmittelbar vor dem Treffen treffen sich die wichtigsten Staats- und Regierungschefs zu Einzelgesprächen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki. Der französische Präsident Emmanuel Macron traf Morawiecki am Flughafen, sie kamen zur gleichen Zeit an. Anschließend sollte der polnische Ministerpräsident Angela Merkel treffen, die Deutschland auch nach der Wahl in den Regierungsverhandlungen vertritt. Die aufgeheizte Situation wurde bereits Anfang dieser Woche deutlich, als die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula van der Leyen, mit Morawiecki auf dem Podium des Europäischen Parlaments kämpfte. Obwohl der Streit zwischen der Europäischen Kommission und Polen schon seit längerem andauert, ist nicht zu erwarten, dass der Gipfel zu einer offenen Konfrontation wird oder dass sich die Mehrheit gegen Polen stellt.
Schnell und entschlossen
Benelux-Länder – Belgien, Niederlande und Luxemburg. Sie werden ein klares Signal senden, dass schnelles und entschlossenes Handeln erforderlich ist, um die Herausforderung anzugehen, die das Justizsystem in mehreren Mitgliedstaaten bedroht. Eine Mehrheit in der EU glaubt, dass Polen das Justizsystem manipuliert, unbequeme Richter in den Ruhestand versetzt und Anhänger der Regierungspartei PiS eingesetzt hat. Darüber hinaus hat das polnische Verfassungsgericht in mehreren Runden den Vorrang des Europäischen Gerichtshofs aufgehoben.
Ein polnisches Gericht argumentiert, dass EU-Recht auf bestimmte Bereiche der polnischen Gesellschaft beschränkt sei. Premierminister Morawiecki beharrt darauf und behauptet, die Kommission missbrauche ihre Macht und zwinge ihre Mitglieder zu einem föderaleren Europa.
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Quelle: NTB
Foto: Olivier Matthys, Pool